Freiheit in den Liebesbeziehungen ist die Freiheit schlechthin - Gedanken von Charles Fourier

"In der Zivilisation sind die Liebesbeziehungen, ganz wie die Politik, der Gipfel der Heuchelei; alle unsere Sitten wie Ehebruch und Hahnreitum, bezahlte Prostitution, Prüderie der Greise, Falschheit der Mädchen und Zügellosigkeit der Knaben sowie das geheime Luderleben aller Klassen beweisen, daß ein höherer Grad an Verderbtheit kaum noch möglich ist."

"Wissen die Moralisten nicht selbst, daß ewige, ausschließliche Treue in der Liebe der menschlichen Natur zuwiderläuft; daß man vielleicht einige Dummköpfe beiderlei Geschlechts, niemals aber alle Männer und Frauen zu solchen Sitten bekehren kann; und daß somit jede Gesetzgebung, welche Eigenschaften fordert, die mit den Leidenschaften unvereinbar sind, nur lächerliche Spekulationen hervorbringen und Unordnung stiften kann, da die ganze Gesellschaft sich dann stillschweigend zusammenschließt, um die Übertretung der Gesetze gutzuheißen? Ist dies nicht das Ergebnis des Liebessystem, das seit 2500 Jahren herrscht? Es läßt nur die Sitten der Unterdrückung fortdauern, die in den finsteren Zeitaltern herrschten, Sitten, auf denen zu bestehen lächerlich ist, in einem Jahrhundert, das sich seiner Vernunft und seiner Achtung für die Natur rühmt"

"Wenn das häusliche Leben auch vor einigen Nachteilen der Ehelosigkeit schützt, so gewährt es doch niemals irgendein positives Glück, selbst dann nicht, wenn zwischen den Ehegatten völliges Einvernehmen herrscht; denn wenn ihre Charakter einander glücklich ergänzen, so würde sie nichts daran hindern, auch in einer Ordnung zusammenzuleben, in der die Liebe frei und die häusliche Gemeinschaft anders organisiert ist.Das männlich Geschlecht, wiewohl das stärkere, hat die Gesetze nicht zu seinem Vorteil gemacht, als es die isolierte Haushalte und deren Folgeerscheinungen, die lebenslange Ehe einführte. (...) Konnte es etwas Besseres erfinden als den isolierten Haushalt und die unauflösliche Ehe, um die Liebesbeziehungen und die Sinnenlust mit Langeweile, Käuflichkeit und Falschheit zu vergiften?""Das heutige System, das den Zusammenschluß der Menschen infolge der Isolierung der Haushalte auf ein Minimum beschränkt, hat die Menschheit auf den Gipfel der Verderbtheit geführt"."Die Zivilisation bewirkt, daß der Mensch in ewigem Kriegszustand mit seinesgleichen lebt und jede Familie der geheime Feind aller anderen Familien ist".

Unsere Gelehrten geben sich die größte Mühe, uns beizubringen, den Zauber der Liebe zu ersetzen, auf die man im Herbst des Lebens verzichten muß. Als Entschädigung bieten sie uns sentimentales Flickwerk, schrullige Zärtlichkeiten für die Familie, das Vaterland und die Moral usw., die nicht auf Gegenseitigkeit beruht und darum nur halbe Lust ist...""Alle sind der Überzeugung, daß die Liebe ihrem Alter nicht mehr ansteht, und dennoch ist sie das Gut, dessen Verlust sie am meisten beklagen. Um sich dessen zu vergewissern, braucht man einem Graubart, der die Liebe vergessen und sich in Unabänderliche gefügt hat ... Beherzigen wir diese Wahrheit, die keine Weisheit unserer Wissenschaften zu ersticken vermag, daß nämlich die Liebe ein Bedürfnis jeder Altersstufe ist und daß die Zerstreuungen, die man sich zu verschaffen weiß, dieses Bedürfnis nicht aus dem Weg räumen können ..."Die Greise werden bald erkennen, daß sie die betrogenen Opfer des Zwangssystems und der Arglist der Zivilisation sind. Und da die zivilisierten Gesetze zu allen Zeiten das Werk der Alten waren, ist es um so verwunderlicher, daß sie sie so sehr zu ihrem Nachteil geschaffen und die Beziehungen in der Liebe und in der Familie so eingerichtet haben, daß die Jugend sie haßt, verhönt und ins Grab drängt."